„Eine starke, lebensbejahende und fröhliche Frau“

Jessica (52), Schwägerin

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„Im April 2020 erhielt meine Schwägerin eine Krebsdiagnose mit wenig Aussicht auf Heilung. Es traf alle wie ein Donnerschlag und ich hatte das Gefühl, es sei nicht real. Mitten in der Pandemie. Kontakte durften kaum stattfinden, ich konnte sie nicht besuchen, obwohl ich so gerne für sie da sein wollte.

Wir haben innerhalb der Familie versucht, uns entsprechend der geltenden Corona-Regelungen zu organisieren, sodass sie nie allein sein musste – und ihre liebsten Menschen um sich haben konnte. Doch dann ging es ihr gesundheitlich nach jeder Chemotherapie immer schlechter und sie musste ins Krankenhaus. Diese Situation war sowohl für sie, als auch für uns Angehörige kaum auszuhalten, denn niemand durfte sie besuchen- außer ihrem Ehemann (mein Bruder). Aufgrund des Besuchsverbots wollte ich dann mit ihr telefonieren, aber am anderen Ende des Telefons wurde nur geweint – Sie fühlte sich einsam und ich mich machtlos. Die Angst, dass sie nicht mehr lange leben würde, war so präsent und in dieser Form bisher noch nicht da gewesen.

Relativ schnell verschlechterte sich ihr Zustand und sie musste auf die Palliativstation. Dort hat man alles versucht, damit es ihr gut ging und sie sich wohlfühlte. Und das wichtigste: sie durfte täglich zwei Besucher, getrennt voneinander, empfangen. Im April 2021 bekam mein Bruder einen Anruf, dass es Zeit wäre, sich zu verabschieden. Die Kinder und er durften gemeinsam zu ihr und Abschied nehmen. Ich musste unten vor dem Klinikeingang warten. Ich hätte mich so gerne von ihr verabschiedet und ihr gezeigt, dass ich auch da bin. So ging es auch vielen anderen aus unserem Umfeld.

Dieses Jahr, mit der Krankheit meiner Schwägerin und der Pandemie, hatte so viel Höhen und Tiefen. Ich bin dennoch froh, meine Schwägerin in der ganzen Zeit begleitet zu haben und hoffe, dass es insbesondere für Schwerkranke wieder eine komplette Besuchserlaubnis gibt. Ich denke gern an meine Schwägerin zurück – eine starke, lebensbejahende und fröhliche Frau.“