„Mein Garten war mein Ausgleich“

Andrea (64), Tochter

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„Anfang April 2020, also zu Beginn des Lockdowns, kam meine Mutter zur Kurzzeitpflege in ein Pflegeheim. Wir alle hatten die Erwartung, dass sie danach wieder zurückkommen würde. Aufgrund gesundheitlicher Komplikationen musste sie dann jedoch ins Krankenhaus, in dem ein absolutes Kontaktverbot herrschte. Eigentlich planten wir deshalb, sie nach Hause zu holen, um sie dort selbst zu pflegen. Doch am Tag bevor wir sie abholen wollten, rief das Krankenhaus bei uns an, um uns mitzuteilen, dass meine Mutter verstorben war.

Die vier Wochen die meine Mutter im Krankenhaus verbrachte durfte ich sie kein einziges Mal besuchen und jetzt durften mein Mann und ich direkt zu ihr fahren, um uns von ihr zu verabschieden. Das war ein sehr komisches Gefühl, denn ich wäre gerne an ihrem Lebensende für sie da gewesen. Ich nenne das gar nicht Trauer, ich nenne das Vemissung. Und diese Vermissung, das ist so schwer für mich. Es belastet mich auch, dass ich sie nicht mehr zu uns nach Hause holen konnte, sodass sie in ihrem eigenen Umfeld hätte sterben können.

Einen kleinen Ausgleich zu meinem Schmerz für mich konnte ich dank des guten Wetters schaffen, indem ich häufig Zeit im Garten verbracht habe. Dort konnte ich mich mal so richtig körperlich abreagieren. Neben meinem Garten haben mir auch mein Mann und meine Töchter in dieser Zeit sehr viel Kraft gegeben, mit denen war ich nämlich auch trotz der Entfernung immer im Engen Austausch. Außerdem habe ich eine ganze Woche bei meiner Schwester verbracht, mit der ich vorher keine sehr innige Beziehung hatte. Dadurch, dass wir jeden Tag Zeit miteinander verbracht haben, konnten wir nochmal eine ganz neue Verbindung zueinander aufbauen und uns gemeinsam über die neusten Informationen austauschen, die wir über unsere Mutter erhalten haben.

Wenn ich wieder in so eine Situation kommen würde, würde ich mich vorher immer genau über die Hygiene- und Kontaktregelungen in den verschiedenen Einrichtungen in meiner Nähe informieren und mir auf jeden Fall Beistand holen, der mich beraten kann, damit ich sowas nicht alleine durchstehen muss. Vor allem für die Seele, aber vielleicht sogar rechtlichen Beistand, weil ich dann so damit überfordert war, was ich jetzt darf und was nicht.“